NOUCADEMY #3: Dr. med. Ahlemann über die Wichtigkeit ganzheitlicher Hautpflege
In dieser Woche hatten wir die Möglichkeit mit Dr. med. Lela Ahlemann über die Wichtigkeit von ganzheitlicher Hautpflege zu sprechen. Dr. Ahlemann ist nicht nur Dermatologin, sondern auch Ernährungsmedizinerin und Proktologin - eine Expertin im Bereich der ganzheitlichen Hautpflege.
Das Gespräch liefert spannende, wissenschaftliche Fakten und Erkenntnisse über die Männerhaut und die richtige Pflegeroutine für Männer.
Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen Männer- und Frauenhaut?
“Tatsächlich ist es so, dass man als Mann nicht die Hautpflege seiner Frau, Freundin oder Schwester klauen sollte, sondern Männer eine spezifische Hautpflege benötigen.”, sagt Dr. Ahlemann.
So unterscheidet sich die Männerhaut anatomisch und physiologisch von der Frauenhaut.
Anatomisch ist die Männerhaut zu 25% dicker als die Frauenhaut und hat eine höhere Kollagendichte, was die Haut kollagenreicher macht. Männer haben weniger Fettgewebe im Gesicht, aber eine kräftigere Muskulatur.
Physiologisch ist es so, dass bei Männern das Hormon Testosteron vorkommt, also ein höheres Maß an androgenen männlichen Geschlechtshormonen. Dieses Hormon wirkt auf die Ölproduktion der Haut ein und lässt die Haut mehr Talg bilden.
Die Kombination aus Talg und Schweiß kann eine Grundlage für Akne Bakterien bilden, weshalb Männer in der Pubertät unter dem Einfluss des Testosterons auch vermehrt Akne bekommen.
Dr. Ahlemann empfiehlt: “Aus diesen Gründen brauchen Männer eine Hautpflege, die idealerweise das Problem Öl adressiert und die Themen Feuchtigkeit und Hautbarriere angeht.”
Die Wichtigkeit der ganzheitlichen Hautpflege
“Egal ob Schlaf, Ernährung, Bewegung oder Stress. Die Haut spiegelt im Prinzip den gesamten Lifestyle eines Menschen wider”, sagt Dr. Ahlemann und fügt hinzu, “an der Haut kann man unglaublich viel über den Gesundheitszustand eines Menschen ablesen.”
Ganzheitliche Hautpflege bedeutet demnach also nicht den 5. Und 6. Schritt in seine tägliche Hautpflege Routine zu integrieren.
Viel mehr ist es das Bewusstsein, dass alle Aspekte des Lebens sich auf der Haut widerspiegeln können.
1. Schlaf 😴
Jeder kennt das. Nach einer durchzechten Nacht, wo man anschließend vielleicht wenig geschlafen hat. Die Haut ist fahl, man hat dunkle Augenringe. Die Haut ist trocken und sehr schlecht durchblutet.
Es ist bekannt, dass wir bei einem chronischen Schlafmangel einen erhöhten Cortisolspiegel im Blut haben.
Dieser erhöhte Stress im Blut führt zu einem Rückgang von Zellen, die dem Körper bei der Immunabwehr helfen. Das führt dazu, dass die Haut in ihrer Barriere komplett geschwächt ist. Sie hat einen erhöhten Wasserverlust, verliert mehr Feuchtigkeit und trocknet dadurch aus.
Dadurch, dass sie austrocknet, entzündet sie sich. Dadurch, dass sie sich entzündet, wird das Kollagen zerstört. Ein wahrer Teufelskreis also.
“Man kann es wirklich schaffen, mit Schlafentzug, seine Hautalterung extrem zu beschleunigen.”, fügt Dr. Ahlemann hinzu.
2. Bewegung 🤸🏽♂️
Sport regt die Durchblutung im ganzen Körper an, so auch in der Haut. Dies führt zu einem rosigen Teint, was das Gesicht lebhaft und gesund aussehen lässt.
Beim Sport öffnen sich die Poren und der Talg kann vermehrt aus den Drüsen ausgeschieden werden. Dies hat eine reinigende Wirkung.
Das Herzkreislaufsystem wird positiv beeinflusst, der Blutzuckerspiegel bleibt normwertig und die Muskulatur aktiv. Im Umkehrschluss werden viele Krankheiten verhindert, die einen negativen Einfluss auf den Körper und die Haut haben können.
“Wenn Menschen anfangen, Sport zu machen und dadurch ihr Gewicht reduzieren, sieht man ganz extrem, wie stark sie sich optisch verjüngen. Die Haut wird besser durchblutet und sieht gesund aus.”, ergänzt Dr. Ahlemann.
3. Ernährung 🍎
Du bist, was du isst. Das gilt auch bei unserer Haut. Auch da hat jeder seine persönlichen Erfahrungen. Bei schlechter Ernährung, wird die Haut unrein, öliger.
Jedoch gibt es laut der Expertin nicht “die eine Diät”, die wirklich für jeden gleich sein kann oder für jeden gleich funktioniert. Man muss es tatsächlich selbst ausprobieren.
Für Dr. Ahlemann ist es jedoch von großer Bedeutung, Zucker zu meiden. Denn Zucker ist ein großer Schädiger der Haut und des Immunsystems. Damit meint sie nicht nur Süßigkeiten, sondern auch beispielsweise Stärke und alles, was schnell und frei verfügbar ist.
Darüber hinaus gilt es verarbeitete Nahrung zu meiden. Es ist bekannt, dass Emulgatoren aus verarbeiteter Kost massiv die Darmflora schädigen können, sie sogar löchrig machen.
“Neben dem, was wir weglassen, ist es ist auch sehr wichtig, was wir zu uns nehmen. Und das sollte auf jeden Fall eine ausgewogene Kost sein mit einem möglichst pflanzlichen Schwerpunkt. Das sagen auch die Studien insbesondere für die Haut. Möglichst wenig Milch und Milchprodukte für die Haut und möglichst viel fermentierte Nahrungsmittel.”, so Dr. Ahlemann.
4. Stress 💆🏻♂️
Durch Stress haben wir eine erhöhte Cortisol Ausschüttung, mehr Adrenalin und erhöhte Entzündungswerte im Blut, die tatsächlich auch in Studien messbar sind. Das Cortisol ist ein Hormon, das dafür sorgt, dass Kollagen abgebaut wird. Das heißt, unter dem Einfluss des Kollagens wird die Haut dünner. Das Adrenalin sorgt dafür, dass Gefäße sich zusammenziehen, die Haut wird schlechter durchblutet, die gesamte Hautbarriere und ihre Abwehr wird vernachlässigt, da der Körper sich in Stresssituationen auf zentrale Funktion konzentriert.
Darüber hinaus kommt es zu Entzündungen - sowohl zu Entzündungen in der Haut, als auch in anderen Geweben. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass diese Entzündungen die Haut zusätzlich altern lassen.