NOUCADEMY #2: Caroline Hehenberger über Männlichkeit & Rollenbilder

Als Psychologin und Beziehungscoach unterstützt Caroline Hehenberger Menschen dabei, sich selbst und ihre Beziehungen weiterzuentwickeln. Auf Basis psychologischer Erkenntnisse vermittelt sie in ihrer Arbeit gezielte Methoden, um Krisen & Probleme zu überwinden und persönliche Ziele zu erreichen.

In unserer NOUCADEMY hatten wir die Möglichkeit, mit Caroline über das Thema Männlichkeit und die Wichtigkeit von Emotionen zu reden. Aber was bedeutet eigentlich männlich sein? Wie kann ich mich von klassischen Rollenbildern lösen und mehr ich selbst sein? Wie kann ich als Mann mit meinen Emotionen richtig umgehen und welche Rolle spielen vielleicht veraltete Rollenbilder? Genau das haben wir die Expertin gefragt!

Die Bedeutung von Männlichkeit

Der Begriff der “Männlichkeit” hat sich über die Geschichte hinweg immer wieder gewandelt und ist stark durch Kultur und Gesellschaft geprägt. Entsprechend veraltet und problematisch sind auch viele Vorstellung davon, was denn nun “männlich” sei. 

“Tatsache ist, dass das traditionelle Bild vom starken, unabhängigen Mann, der nie weint und Frauen zeigt, wo es langgeht die meisten Männer eher einschränkt als unterstützt.”, so Caroline.

Der erste Schritt, sich davon zu lösen, besteht somit laut der Psychologin darin, das eigene Bild davon, was “Männlichkeit” eigentlich bedeutet, zu hinterfragen. Welche Vorstellungen hat man sich dazu im Laufe des eigenen Lebens angeeignet? Welches Bild wurde vorgelebt/in der Erziehung geprägt? Welche Meinungen hat das soziale Umfeld dazu?

Im Vergleich dazu kann man sich dann die Frage stellen: “Sehe ich das eigentlich genauso?” Ganz häufig entstehen aus den Geschlechter-Stereotypen Unsicherheiten, da die wenigsten Männer die “Kriterien” wirklich erfüllen können. 

Sie fügt hinzu: “Mit der Erkenntnis, dass das ganze Thema jedoch nicht so schwarz-weiß ist, kann auch die Basis für mehr Selbstakzeptanz entstehen.”

Der richtige Umgang mit Emotionen

Ein Indianer kennt keinen Schmerz”, “Jungs weinen nicht”. Sehr viele Männer sind mit solchen oder ähnlichen Sprüchen aufgewachsen. Während dieser Erziehungsansatz dazu beitragen soll, “starke Männer” zu erschaffen, hemmt er in der Realität jedoch die emotionale Entwicklung von Kindern und fördert psychische Probleme im späteren Leben.”, stellt Caroline fest.

Die Fähigkeit, mit den eigenen Emotionen richtig umzugehen, lässt sich jedoch auch im Erwachsenenalter noch erlernen. Beginnen kann man mit einem achtsamen Umgang mit den eigenen Gefühlen - das bedeutet, diese bewusst wahrzunehmen, anzuerkennen und zuzulassen. Viele Männer tendieren dazu, Emotionen zu unterdrücken, abzuschwächen oder in sozial besser akzeptierte Emotionen oder Verhaltensweisen umzuwandeln (z.B. Trauer in Aggression, Unsicherheit in Prahlerei, etc.). Den eigenen Gefühlen in der Form, wie sie auftreten, Ausdruck zu verleihen, ist also schon ein großer Schritt!

Die richtige Umgang mit Emotionen als Mann

Die Auswirkung von Emotionen auf unser Wohlbefinden

Unsere Emotionen haben eine wichtige Funktion für unseren Körper und unsere Psyche: sie sind geniale “Wegweiser”, die uns sehr genau zeigen, was wir für unser Wohlbefinden brauchen. Indem wir bewusst oder unbewusst nicht auf unsere Gefühle hören, sie unterdrücken oder ignorieren, tun wir also unser psychischen Gesundheit nichts Gutes. Das kann langfristig sogar zu schwerwiegenden Problemen wie Burnout, Depression und Suizid führen. Gerade Männer sind was den letzten Punkt betrifft sehr gefährdet - Weltweit steht der Suizid an zweiter Stelle der Todesursachen junger Männer.

Doch durch den gesunden Umgang mit den eigenen Gefühlen kann man nicht nur Negatives verhindern - man kann auch aktiv dazu beitragen, dass man sich glücklich, zufrieden und ausgeglichen fühlt. Und auch für die Qualität von Beziehungen ist es essentiell, mit den eigenen Gefühlen und denen anderer Personen richtig umgehen zu können. 

Denn letztendlich können wir emotionale Verbindungen nur dann eingehen, wenn wir auch einen guten Zugang zu unseren eigenen Emotionen haben.”, betont Caroline Hehenberger schließlich.